Zen

eine Lebenspraxis

Unterwegs
Knackiger Apfel
Mhmm…

Kyodo San

Über China und Japan schließlich im Westen angekommen, verändert sich Zen in der Form, geprägt von der Kultur, die Essenz aber bleibt.

„Zen ist schon fast tausend Jahre alt und längst aus den Kinderschuhen heraus; es ist zwar nicht einfach, aber es ist auch nicht unmäßig schwer. Es ist konkret und sehr praktisch. Es geht darin um unser alltägliches Leben“
Zen-Meisterin Joko Beck, „Zen im Alltag“ S. 21, München 2011

Im Zen ist die Meditation, das Zazen, zentrale Praxis, die zugleich immer verbunden ist mit der Übung im Alltag, in jedem Moment! Achtsamkeit ist dabei ein wesentlicher Faktor. Körper, Gedanken, Gefühle, unsere Beziehungen – alles kann und soll Teil des heilsamen Wachwerdens sein! Zen bedeutet Leben, voll und ganz, mit Weisheit und Mitgefühl! Gut zu wissen: wir können das üben!
Es ist bewährte Tradition im Zen, sich eine begleitende Person (LehrerIn) und eine Übungsgruppe zu suchen.
Besonderes Anliegen ist mir, dass sich die ursprünglich sehr patriarchal geprägte Zen-Tradition auf eine gleichberechtigte Weise zwischen den Geschlechtern ausdrückt.

Zen führt uns mitten hinein in unser Leben, lässt uns heimkommen in das, was ist! Wenn wir einen Apfel essen: dann ist es genau dies! Im Zen üben wir ganz wach zu werden, auf den Spuren von Buddhas Erwachen, und all jener,  die den Weg seit vielen Jahrhunderten gehen.
Wir üben im Jetzt zu sein, achtsam, mit Mitgefühl mit allen Wesen, auch uns selbst. Mit offenem und weitem Herzen zu sein und zu sehen:

„Kommen und Gehen,
ohne Anfang oder Ende,
wie ständig sich wandelnde
weiße Wolken:
das Herz der Dinge“

Nonne Rengetsu (Japan, 1791-1875), Dichterin, Töpferin, Malerin, Kalligraphin. In Grace Schireson „ZenFrauen“ Berlin 2014 S. 346

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Buddhismus/ Zen und Frauen

Der Buddhismus  entstand in einer Kultur, welche, wie fast alle zu dieser Zeit, äußerst patriarchal geprägt war. Der Buddha war, trotz seines Erwachens, immer noch ein „Kind seiner Zeit“, was bedeutete, dass er zunächst nur männliche Personen ordinieren wollte. Frauen, die dem Buddha als Nonnen folgen wollten, wurden zunächst von ihm zurückgewiesen. Allen voran Buddhas Stiefmutter, Mahapajapati Gotami! Erst als sein ihm sehr naher Schüler Ananda sich für die Frauen nachdrücklich einsetzte und den Buddha mit der Frage konfrontierte, ob auch Frauen voll erwachen könnten – und der Buddha dies bejahte – durften sie sich auch als sog. Hauslose anschließen. Ihnen wurden jedoch zusätzliche Regeln auferlegt, welche klarmachten, dass sie sich den männlichen Schülern Buddhas unterzuordnen hatten. Das hat Auswirkungen bis heute, z.B. konnten sich deshalb die Frauenklöster in Asien nicht ausreichend etablieren, wurden doch vor allem die „höherwertigen“ Männerkloster mit Spenden versorgt. Immer noch gibt es in Teilen des Buddhismus die Annahme, dass Frauen nicht voll erleuchtet werden können: sie müssten erst als Mann wiedergeboren werden!
Es haben sich inzwischen im Buddhismus bzw. Zen des westlichen Kulturraums  viele Frauen, auch Männer, dieser Thematik angenommen und positive Veränderungen auf den Weg gebracht.

Die deutlichere Wahrnehmung von Frauen im Buddhismus drückt sich u.a. durch die Veröffentlichung von Büchern wie „Das verborgene Licht. 100 Geschichten erwachter Frauen aus 2500 Jahren, betrachtet von (Zen-)Frauen heute“ (Caplow, Moon) aus. In vielen Sanghas gibt es nun auch weibliche Lehrende.
Es ist ein Prozess, der weiter der Aufmerksamkeit bedarf, zum Wohlergehen aller Wesen!

Männliche Übertragungslinie
Weibliche Übertragungslinie

Stammbaum/Zen-Übertragungslinie

Im Zen ist der Stammbaum mit den Hauptlehrern, bis zum Buddha zurückführend, ein wichtiges Dokument. Er soll ausdrücken, dass die Lehre, der Dharma, immer ganz persönlich und unverfälscht von Lehrer zu Lehrer weitergegeben und dadurch der jeweilige Nachfolger autorisiert wurde. Es wird von der Weitergabe des Lichts, der Dharma-Übertragung, gesprochen.
Die traditionellen Ahnenpapiere werden überreicht bei Zeremonien wie Jukai (Annehmen der Bodhisattva-Gebote) und natürlich bei der Ernennung zur Lehrerin, zum Lehrer. Und sie waren bis 2007 immer rein mit männlichen Vorfahren beschrieben! Als wenn es nur männliche Lehrende gegeben hätte.

Tatsächlich wurde auf Anregung einer amerikanischen Praktizierenden, Rowan Percy,  in deren Sangha mit Hilfe vieler anderer und mit tatkräftiger Unterstützung ihres Zen-Lehrers, Peter Levitt und des Hauptlehrers Norman Fischer, ein neues Dokument entwickelt: das Papier zeigt etwa 80 der wichtigsten weiblichen Vorfahrinnen im Zen, beginnend mit der mythischen Prajnaparamita, die als Mutter aller Buddhas gilt. Natürlich wird Mahapajapati Gotami genannt, die Stiefmutter Buddhas und Gründerin des ersten Frauenordens. Und Zongchi, die erste Zen-Matriarchin! Ganz am Ende des Kreises ist Platz für den Namen derjenigen, welche das Dokument überreichen bzw. erhalten. Das Dokument ist heute von der amerikanischen Soto-Gesellschaft offiziell anerkannt.

Inzwischen wird in vielen Zen-Gemeinschaften dieses Dokument parallel zum männlichen Stammbaum überreicht. In Deutschland ist es noch nicht sehr verbreitet. Aber integriert in die Zen-Herz-Sangha von Linda Myoki Roshi. Anbei die Dokumente, die Susanne Jushin Dittrich bei ihrer Jukai-Zeremonie erhielt.

Näheres zur Geschichte unter www.maryfowles.com